Es
gibt Neues zum Pflanzensterben im Bingenheimer Ried:
Ich habe weiter zum Wasser des Pfaffensees recherchiert. Das
HLNUG hat mir weitere Untersuchungsergebnisse zur Verfügung gestellt. Herr Häckl vom HLNUG machte mich auf extrem hohe Härtegrade
aufmerksam. Er schrieb:
„Nach meiner Auffassung scheint zwar keine Schädigung durch
toxische Verbindungen vorzuliegen. Jedoch ist die Härte dieses Wassers so
außerordentlich hoch, dass von einer direkten Schädigung des Bingenheimer
Riedes durch diese härtebildenden Substanzen ausgegangen werden muss.“
und weiter
Die Werte für Calcium, Magnesium und Sulfat sind im
Pfaffensee extrem hoch (siehe Tabelle, mit Ergänzung durch °dH, im Vergleich zu
den anderen Braunkohlerestseen der Wetterau), was dann zu dieser extremen Härte
des Wassers von ca. 65 °dH führt. Bereits bei einem Wert ab 21,3°dH spricht man
von “sehr hartem Wasser“.
Prof. Dr. Oehlmann (Goethe-Universität, Abteilung
Ökotoxikologie) schrieb:
Der See weist - typisch für sehr nährstoffreiche Seen
entsprechender Tiefe - eine ausgeprägte Schichtung der Wassersäule mit einer
Sprungschicht bei etwa 4 m auf: Im warmen Oberflächenwasser sind hohe
Algendichten und in der Folge teilweise starke Sauerstoffübersättigungen zu
finden, der Nährstoffgehalt ist aufgrund des starken Algenwachstums relativ
gering. Unterhalb der Sprungschicht im kalten Tiefenwasser fehlt dagegen der
Sauerstoff komplett, die Nährstoffgehalte (Phosphor und Stickstoff) sind
außerordentlich hoch, darunter auch das für Tiere giftige Ammonium. Am 26.9.2017 wurden vergleichsweise hohe Gehalte an
Cyano-Chlorophyll ermittelt. Dies deutet auf eine hohe Konzentration von
Blaualgen (Cyanobakterien) hin, die giftige Stoffe (Cyanotoxine) abgeben
können. Dies ist jedoch in erster Linie für tierische Organismen ein Problem und
kann nicht das Pflanzensterben verursachen. Zu den Schwermetallen: Lediglich die Konzentrationen von
Chrom (bis zu 9,8 µg/L; Hintergrundkonzentrationen für Oberflächengewässer ist
< 2 µg/L) und Nickel (bis zu 20 µg/L; Hintergrund < 5 µg/L) sind leicht
erhöht, allerdings noch immer so niedrig, dass dies keine Erklärung für das
Pflanzensterben ist.
Auf Basis der vorliegenden Analyseergebnisse deutet zunächst
nichts auf eine stoffliche Ursache für das Pflanzensterben hin.
und weiter
„Herr Häckl wies auf die mögliche Bedeutung der hohen
Wasserhärte im Pfaffensee als mögliche Ursache hin. Ich kann ihm da nur
beipflichten. Das Wasser im See weist sehr hohe Calcium- und
Magnesium-Konzentrationen auf (entspricht mehr als 40° deutscher Härte), so
dass die bestenfalls an mittelhartes Wasser angepassten Pflanzen im
Bingenheimer Ried in Mitleidenschaft gezogen werden können, wenn dieses sehr
harte Wasser aus dem See in das Ried
eingetragen wird.“
Ich möchte mich hier ganz herzlich für die Hilfe durch Herrn
Häckl und Herrn Prof. Dr. Oehlmann bedanken.
Meines Wissens wurde das Wasser im Bingenheimer Ried nicht
direkt untersucht. Wie schädlich das Wasser für die Pflanzen im Ried ist, hängt
davon ab, wie schnell es sich verdünnt. Dies ist sicher von Jahr zu Jahr
verschieden. Im Winter 2017/2018 war der Anteil des Pfaffenseewassers sicher
besonders hoch. Wie das seit dem Jahr 2014 war, lässt sich nicht mehr
nachvollziehen.
Ich hoffe, dass sich die Naturschutzbehörden und die
ehrenamtlichen Betreuer jetzt endlich intensiver mit den Problemen, die das
Pfaffenseewasser für das Bingenheimer Ried mit sich bringt, beschäftigen.
|